ProfNet Internet-Studie: Via Netz zur Rezeption 11.9.1998

Hotelübernachtung per Mausklick?

Dortmund/Düsseldorf – Mit der ersten und einzigen wissenschaftlichen Studie über die Internet-Präsenz der deutschen Hotellerie geht das ProfNet Professoren Netzwerk erneut an die Öffentlichkeit. Aktuell zur hogatec in Düsseldorf vom 13.-17. September legen die Internet-Experten des ProfNet Instituts für Internet-Marketing ihre repräsentative Branchenstudie vor. 290 Internet-Auftritte von Hotels und Gasthöfen, Hotelgesellschaften und -kooperationen sowie regionalen und nationalen Hotelführern mit deutschprachigen Internet-Seiten wurden wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Die 290 Auftritte repräsentieren ca. 2600 Hotels im Internet.

Rang

Unternehmen

Gesamt

1

Hotel Consul, Berlin

52

2

Kempinski-Hotels

51

3

Intercity-Hotel, München

49

3

Hotel Schanzenstern, Hamburg

49

5

Achat-Hotels

48

5

Hotel Alte Krone, Kleinwalsertal

48

5

Hotelführer Bremen

48

8

Hotel Alt Ringlein, Bamberg

47

8

Hotel Hamburg

47

10

Hotel Bayerischerhof, München

46

10

Hotel Savoy, Berlin

46

10

Residenz-Passau

46

13

Hotelführer Badenpage

45

13

Hotel Bergruh, Oberstdorf

45

13

Hotel Kastanienhof, Erding

45

16

Hotel Kriemhild, München

43

16

Hotel Schloßmühle, Rohrbruch

43

18

Hotel Bleibtreu, Berlin

42

18

Hotel Koppelstein, Lahnstein

42

18

Hotel zum Norden, Jagel

42

 

Durchschnitt alle Unternehmen

32

Im Fokus des Interesses stand für das ProfNet Projektteam Internet des Dortmunder ProfNet Instituts für Internet-Marketing die Kundenfreundlichkeit der einzelnen Auftritte. Für die wissenschaftliche Leitung konnte Prof. Dr. Ralf Berning von der Fachhochschule Bochum gewonnen werden. Der Experte für Unternehmensführung und Produktionswirtschaft hält mit dem Trendergebnis der Studie nicht hinter dem Berg: "Die Branche der Hotellerie kann im Netz der Netze weit weniger Punkte für sich verbuchen, als vermutet." Mit 32 von 100 möglichen Punkten das schlechteste Ergebnis im ProfNet Branchenvergleich.

Insgesamt nur 2600 von ca. 50000 Beherbergungsbetrieben sind im Internet präsent, nur eine verschwindende Anzahl hat einen eigenen Internet-Auftritt. Die Web-Präsenz dieser Unternehmen unterzog das ProfNet-Team einer dezidierten Analyse aufgrund von über 80 Kriterien. Das Bewertungsmuster, ausgearbeitet in Zusammenarbeit mit Prof. Berning, war ausschlaggebend für Plus- und Minuspunkte in den klassischen ProfNet-Disziplinen Layout, Handling, Inhalte und Interaktivität. Sieger im ProfNet-Vergleich ist das Berliner Hotel Consul mit 52 von 100 möglichen Punkten vor der Kempinski-Kette (51 Punkte) und dem Intercity-Hotel in München (49 Punkte).

Der Nutzen des virtuellen Netzes ist von der Hotel-Branche grundsätzlich erkannt, doch nur zum Teil auch umgesetzt worden. So sparen die ProfNet-Internet-Experten nicht mit Kritik. Größtes Verbesserungspotential sehen die Experten in einer konsequenten Kundenorientierung.

Welcher potentielle Übernachtungsgast möchte nicht wissen, ob ein Einzel- oder Doppelzimmer an welchen Tagen zu welchen Konditionen reserviert werden kann, ohne daß er zum Telefonhörer greifen muß? Welches Unternehmen möchte nicht online darüber informiert werden können, welche Tagungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen? Welcher Kurzentschlossene möchte nicht wissen, welche Sonderarrangements, z.B. am Wochenende, möglich sind?

Sollte es nicht selbstverständlich sein, daß der Kunde direkt via Internet die Buchung vornehmen kann? Prof Berning bringt es auf den Punkt: "Der Internet-Auftritt ist die multimediale Rezeption des jeweiligen Hotels." Das heißt, dem Gast sollten im Internet mindestens die gleichen Möglichkeiten geboten werden, wie an der Rezeption. So bieten nur 16% aller analysierten Betriebe die Möglichkeit der Online-Bestellung des Hausprospektes. Nur 6% stellen ein virtuelles Gästebuch zur Verfügung. Noch mehr verwundert sind die Experten darüber, daß nur die Hälfte aller analysierten Unternehmen eine Telefonnummer angibt. Man gewinnt den Eindruck, die Betriebe wollten keinen Kontakt zum Gast. Darüber hinaus wurde eine mangelnde internationale Ausrichtung festgestellt. Nur 36 % der Betriebe bieten englischsprachige Informationen. Bernings Fazit: "Die Möglichkeiten des Internets sind von der überwiegenden Anzahl der analysierten Betriebe nicht erkannt und erst recht nicht umgesetzt. Die Hotels, die jetzt versäumen, den Internet-Gast auf sich aufmerksam zu machen und ihn dauerhaft an sich zu binden, werden in Zukunft auf einige Gäste verzichten müssen."